Stress kann Feuerwehrjugend nicht schrecken
Quelle: Höchster Kreisblatt - Mär 24, 2004 |
Okriftel. Obwohl Nico Schulze mit seinen zehn Jahren gerade die Anforderung des Mindestalters für die Teilnahme in der Jugendfeuerwehr erfüllt, durfte sich der Junge am Samstag wie ein großer Brandbekämpfer fühlen. Zusammen mit seinen Kameraden aus Okriftel und Eddersheim erlebte der Hattersheimer einen Tag im Leben eines Feuerwehrmannes. Mit heulenden Sirenen rückten die zehn bis 17 Jahre alten Nachwuchs-Feuerwehrleute in den Einsatzwagen aus; natürlich in ständiger Begleitung der Jugendbetreuer und einiger freiwilliger Helfer. Ihre Einsätze, bei denen es sich um zuvor geplante Übungen handelte, mussten die Jugendlichen aber selbst bewältigen. So stand Nico bei der großen Abschlussübung gemeinsam mit der vierzehnjährigen Tanita Binder am Wasserschlauch, um einen angeblichen Brand am Okrifteler Schützenhaus zu löschen. Es war für beide der sechste Übungseinsatz an diesem Tag, und das spannendste dabei war, dass sie nie wussten, wann der nächste Alarm rufen würde. Zwischen den Übungen reinigten die Jugendlichen auf den Feuerwachen die Fahrzeuge oder verfolgten den Theorieunterricht, bis es plötzlich wieder klingelte: "Das Fiese war, dass wir immer während des Essens raus mussten", ärgerte sich Tanita ein wenig über den ungewohnten Stress. Dauerhaft bei der Feuerwehr zu bleiben, kann sie sich nach diesem außergewöhnlichen Einblick aber trotzdem vorstellen. Den Tag haben die drei Jugendbetreuer seit einem Vierteljahr geplant, erklärte Stadtjugendwart Dirk Müller, der die Hattersheimer Gruppe betreut. Den Okrifteler Nachwuchs leitet Jessica Schneider, Jugendbetreuer in Eddersheim ist Marcel Walter. Insgesamt nahmen 70 Jugendliche an der Aktion teil, die eine Premiere im Main-Taunus-Kreis darstellte. Von 7.30 Uhr an wurden die Jugendlichen immer wieder zu verschieden Einsatzorten beordert, an denen es vermisste Personen zu retten, Ölspuren zu entfernen oder Brände zu löschen galt. Der Abschlusseinsatz war schließlich der einzige, an dem alle drei Feuerwehren gemeinsam teilnahmen, bevor der Tag beim gemeinsamen Grillen in der Okrifteler Feuerwache ausklang. Durch die Masse an Teilnehmern sei es etwas chaotisch gewesen, erklärte Dirk Müller, der mit dem Ablauf der Aktion insgesamt aber zufrieden war. Müller: "Mit Sicherheit gibt es so was noch mal." Die Jugendlichen haben aber erst einmal genug zu erzählen, denn an einem Tag erlebten sie mehr als die meisten Aktiven. Nico und Tanita haben nicht nur das Schützenhaus und die Heinrich-Böll-Schule gelöscht, sondern auch noch einen Keller ausgepumpt und einen Palettenbrand bekämpft. Das fand Tanita besonders spannend. Der zwölfjährige Maikel Wilker aus Okriftel favorisierte hingegen die Abschlussübung: "Da war ich zum ersten Mal im Angriffstrupp", lachte der Junge, bevor er zufrieden beim Zusammenrollen der Schläuche half. (sas) |