Mehr als ein Ehrenamt


Quelle: Höchster Kreisblatt - Jul 3, 2011

Sie retten Leben und noch viel mehr: Zwei Mitglieder der Eddersheimer Feuerwehr berichten

Brandbekämpfung ist nur eine von vielen Aufgaben der Freiwilligen Feuerwehr. Markus Blumenstock und Daniel Zepf schildern im Gespräch mit dem Kreisblatt, mit welchen Situationen sie schon konfrontiert wurden.

Eddersheim.  Wenn der Einsatz-Melder piept, wird es ernst: "Dann muss man sich beeilen", betont Markus Blumenstock, der bis vor zwei Jahren mit Begriffen wie LF 20/16 noch nicht viel anfangen konnte. Heute weiß der 21 Jahre alte Informatik-Student, dass die Abkürzung ein Löschgruppenfahrzeug bezeichnet. Blumenstock gehört zur kleinen Gruppe der Quereinsteiger, die ohne den Besuch der Jugendfeuerwehr in der Einsatzabteilung beginnen.

Was es bedeutet, als freiwilliger Helfer im Einsatz zu sein, hat der junge Mann in den vergangenen Monaten gelernt. "Es ist schon hart, in der Nacht wach zu sein und am nächsten Morgen zu studieren", gesteht Markus Blumenstock. Er war unter anderem vor Ort, als Heuballen zwischen Eddersheim und Flörsheim brannten. Außerdem begleitete er nächtliche Patrouillen auf dem Maindamm während des letzten Hochwassers. Es sind aber nicht nur die ungewöhnlichen Zeiten, die einen Feuerwehrmann belasten. Markus Blumenstock erlebte im vergangenen Jahr seinen ersten Wohnungsbrand in Okriftel. "Man macht sich Sorgen um die Kameraden", beschreibt er das Gefühl während der Löscharbeiten an einem Mehrfamilienhaus. In Erinnerung geblieben ist Blumenstock auch ein Unfall auf der A 66, bei dem der Fahrzeughalter gegen einen Brückenpfeiler raste. "Das war nicht so schön", betont der junge Feuerwehrmann, der die Sicherung der Unfallstelle übernahm.

Der stellvertretende Wehrführer Daniel Zepf weiß, wie stark die Arbeit als Feuerwehrmann belasten kann. "Man erlebt schon Situationen, die heikel sind und die in Erinnerung bleiben", erklärt der langjährige Helfer. Zepf ist den klassischen Weg gegangen: Er trat 1983 in die Jugendfeuerwehr ein und wechselte 1990 zur Einsatzabteilung. "Die Unterstützung der Familie muss da sein", betont der Feuerwehrmann, der mit seiner Frau und zwei Kindern in Eddersheim wohnt. "Es ist manchmal schwer, wenn ein Familienausflug geplant ist, und der Papa muss davor um drei Uhr nachts raus."

Neben dem Zusammenhalt der Familie wird die psychische Belastbarkeit auf die Probe gestellt. "Wir hatten mal einen Einsatz nach einem Selbstmord auf der S-Bahn-Strecke", schildert Daniel Zepf einen besonders prägenden Fall. "Da haben wir im Anschluss lange drüber gesprochen", erinnert sich der stellvertretende Wehrführer. "Wir beobachten die Leute nach solchen Einsätzen." Außerdem gebe es ein Seelsorger-Team für Feuerwehrleute beim Kreis. Traumatische Erinnerungen nach der Konfrontation mit Unfallopfern können verzögert ins Gedächtnis zurückkehren. "Das kommt erst später, wenn der Stress sich legt", weiß Daniel Zepf. Er selbst hatte bisher noch keine Probleme, die Einsätze zu verarbeiten. Im Vergleich zu größeren Wehren sei die Zahl der dramatischen Einsätze in Eddersheim eher gering.

Markus Blumenstock möchte der Feuerwehr trotz der vielen Herausforderungen treu bleiben. Der Eddersheimer trat der Einsatzabteilung vor zwei Jahren als Ersatzdienst für Bund und Zivildienst bei. "Irgendjemand muss es ja machen", sagt der 21 Jahre alte Student, der mittlerweile auch als Betreuer der Mini-Feuerwehr hilft. sas (sas)

 

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