Feuerwehrübung bringt Spaß und Motivation
Quelle: Höchster Kreisblatt - Aug 25, 2008 |
Okriftel. Monatelang hatten sich Lucas und Tobias auf diesen Moment gefreut. Die beiden elfjährigen Jungen hielten in ihren blauen Overalls und mit ihren orangenfarbenen Helmen mit vereinten Kräften die Spritze am Ende des langen Löschschlauchs, drehten sich um und riefen aus voller Kehle: «Wasser marsch!». Um die beiden Okrifteler Jungen herum herrschte Ausnahmezustand. Überall wuselten Nachwuchsfeuerwehrleute durch die Gegend, verlegten Schläuche, sicherten das Gebiet, kümmerten sich um Verletzte oder warteten in einer Reihe, um von ihrem Gruppenführer weitere Instruktionen zu erhalten. «Wir nehmen eine Explosion von Betriebsmitteln an», erzählte Christian Becker, und der Eddersheimer Jugendwart sah dabei wesentlich unaufgeregter aus als seine Schützlinge, «es gibt zehn Verletzte mit Verbrennungen, Schürfwunden und Schock». Mit Blaulicht, Sirenengeheul und quietschenden Reifen waren die Jugendfeuerwehrleute in den Mannschaftswagen und Löschfahrzeugen von den heimischen Gerätehäusern zum Firmengelände der Hessischen Bewehrungsstahl-Gesellschaft in der Rheinstraße gerast, um den Ernstfall zu proben. Ein Sextett an Jugendlichen eilte sogar mit dem Löschboot aus Flörsheim auf dem Main zu Hilfe, um von dort aus die Wasserversorgung herzustellen. Das Gelände des Stahlbau-Unternehmens lag in Teilen unter einer rötlichen Dunstglocke, es roch nach verschmortem Gummi, weißer Qualm stieg aus dem Gebäude auf. Da hatte die Pyrotechnikgruppe des Main-Taunus-Kreises mit Seenot-Signalen, Nebelmaschine und Brandpaste ganze Arbeit geleistet. Die restlichen Zutaten für das Schreckenszenario steuerten die Schauspieler des Hattersheimer Jugendrotkreuz bei, die mit weiß angemalten Gesichtern und aufgeklebten Wunden wie wirkliche Opfer eines Industrieunfalls wirkten. Eine Stunde lang hatten die rund 100 Einsatzkräfte im Alter von 10 bis 17 Jahren alle Hände voll zu tun. Rund 150 Meter Schlauch musste verlegt, miteinander verbunden und an Hydranten angeschlossen werden. Mit von der Partie waren die Jugendfeuerwehren aus Okriftel, Eddersheim, Flörsheim, Weilbach, Wicker und Hochheim. Es fehlte der Nachwuchs aus Hattersheim und Massenheim. «Es ist schwer, für alle Leute passende Objekte und Übungen zu finden», erklärte Becker das Teilnehmerfeld der Großübung «MTK-West», die es in dieser Form nur einmal pro Jahr gibt. Für Lucas und Pascal war es nicht der erste Rettungseinsatz, und wegen ihrer Erfahrungen aus dem vergangenen Jahr hatten sie es kaum erwarten können, bis sie 200 Liter Wasser pro Minute für «den Löschangriff von außen» aus ihrem Schlauch spritzen durften. «Die Übung soll vor allen Dingen Spaß und Motivation sein», stellte Becker heraus. Und das fruchtet bei den Kindern, die mit 15 Schläuchen die Lagerhalle und den Außenbereich mit Wasser bearbeiteten, so dass es am Ende stabiler Feuerwehrschuhe bedurfte, um sich nicht nasse Füße zu holen. «Aufgeregt waren wir nicht», verrieten Pascal und Tobias, «wir wussten ja, dass der Rauch von einer Maschine gemacht wird». Ein echtes Feuer würden sie gerne einmal in Angriff nehmen, sagten sie mit großen Augen – bis dahin müssen die Jungen aber noch ein wenig Geduld haben. (rem) |